Auf See vergehen die Tage wie im Flug, sind wir doch mittlerweile schon an Tag drei unserer Expeditionskreuzfahrt. Wir haben heute morgen den Nationalpark Alberto de Agostini erreicht, welcher seit 2005 zum Biosphärenreservat Kap Hoorn gehört.
Direkt nach dem Frühstück gab es den täglichen Vortrag über die zwei anstehenden Expeditionen zum Águila Gletscher und zum Cóndor Gletscher.


Cóndor Gletscher
Im Anschluss standen wir in voller Montur mit Regenhose, Jacke und Schwimmweste an Deck. Bei schönstem Sonnenschein startete unsere Expedition mit den Zodiacs. Die Boote durften wir diesmal zum ersten Mal nicht verlassen, da der Gletscher nur über den selbst geschaffenen Fjord zu erreichen ist und es keinen Strand zum Anlanden gibt.



Auch dieser Gletscher hat in den letzten Jahrzehnten leider deutlich an Masse verloren und erst durch seinen Rückzug wurde der Fjord, in dem wir uns heute bewegten, freigelegt.
Der Name Cóndor-Gletscher stammt von den unzähligen Kondoren, die an den steilen Felswänden im Fjords ihre Nester bauen. Wir hatten Glück und konnten eines dieser erhabenen Tiere fliegen sehen.

Bis auf wenige Meter fuhren die Zodiacs an den Gletscher heran, aus dem an der linken Seite ein rauschender Wasserfall aus Schmelzwasser in den Fjord fließt. Wir verweilten einige Minuten vor den noch vorhanden Eismassen, bevor jeder noch ein letztes Bild schießen durfte und wir anschließend in flottem Tempo wieder zum Schiff zurückkehrten.


Bei dieser ersten Expedition stand definitiv nicht nur der Spaß im Vordergrund, denn wir konnten diesen Gletscher, der in einigen Jahrzehnten nicht mehr existieren wird, live erleben.
Agostini Sund – Águila Gletscher
Nach unserem letzten Mittagessen an Bord schnappten wir uns wieder unsere warme und wasserabweisende Kleidung und unsere Schwimmwesten und machten uns erneut fertig, um in die Zodiacs zu steigen.

Nach und nach wurden alle Passagiere mit den Zodiacs ans Ufer gebracht, um anschließend nach Sprachen getrennt einem Guide zugeteilt zu werden. Wir wanderten gemeinsam am Strand entlang, bogen ab in eine Bucht und erfuhren Erstaunliches über die Moose, Flechten und Pflanzen, die einzigartig für diese Gegend sind.



Gefüttert mit Informationen näherten wir uns dann unserem letzten Gletscher der Reise und standen der Gletscherzunge auf einer kleinen Anhöhe, getrennt durch den Fjord gegenüber. Die Kälte, die der Gletscher auch an diesem sonnigen Tag abgab konnten wir schon während der Wanderung immer deutlicher wahrnehmen.



Analog zum Cóndor Gletscher hat sich auch der Águila Gletscher in den letzten Jahren zurückgezogen.
Beim genauen Betrachten konnte man sehen, dass sich der Gletscher im ruhigen Wasser vor der Gletscherzunge spiegelt – erneut ein magischer Moment.
Nach unserer Rückkehr läuteten wir wehmütig den letzten Abend an Bord ein, genossen das letzte Abendessen und trafen uns dann alle wieder in der Bordbar, um uns über Erlebnisse vor Ort und weitere Reiseerlebnisse weltweit auszutauschen. Hierbei stellten wir dann wiederholt fest, dass es ganz besondere Reisende, Neugierige und Abenteurer sind, die sich auf diese Expedition einlassen.

Während wir noch angestrengt nach Cape Froward, dem südlichsten Punkt vom chilenischen Festland Ausschau hielten, wurden wir erneut von einem herrlichen Sonnenuntergang begleitet, der in fast unwirkliche Rot- und Orangetönen leuchtete.

Glücklich und müde steuerten wir, nachdem die Bar den Feierabend eingeläutet hatte, unsere Kabine an.
Auch wenn man vermeindlich an den beiden ersten Reisetagen die Highlights der Expeditionsfahrt erlebt hat, waren die beiden Gletscher Águila & Cóndor auch etwas ganz Besonderes. Man muss sich nur bewusst machen, dass man diese wunderbaren Gebilde am Ende der Welt nicht einfach im Vorbeigehen anschauen kann und sie zum Glück vor Touristenmassen geschützt werden.