Nachdem wir bei schwül-heißen sommerlichen Temperaturen insgesamt 4 Metropolen erkundet haben, waren wir sprichwörtlich reif für die Insel und brauchten dringend Erholung in der Natur.
Die subtropische Vulkaninsel Jeju-do liegt südlich der koreanischen Halbinsel und ist die größte koreanische Insel. Für viele Koreaner ist die größte Insel des Landes ein Ferienparadies und Flitterwochenziel mit weißen Stränden, Vulkankratern und einer beeindruckenden Natur. Sie besitzt aber auch einige Ecken, die eher an einen Vergnügungspark oder Disneyland erinnern – grelle Beleuchtung und laute Musik lassen grüßen.
Während unserer 3,5 Tage auf der Insel erkundeten wir zunächst den östlichen Teil und übernachteten in Seogwipo im Süden der Insel. Danach ging es über den östlichen Teil des Landesinneren zurück zur Hauptstadt Jeju-si, von wo aus wir in Richtung des westlichen Inselteils starteten.
Manjanggul
Jeju-do besitzt wie alle Städte, die wir in Südkorea besuchten, ein gut ausgebautes Verkehrsnetz. Die Insel ist überzogen mit einer Vielzahl verschiedenster Buslinien, die auch in die entferntesten Ecken der Insel fahren.
Wir haben uns diesmal jedoch nicht auf den Nahverkehr verlassen, sondern sind mit unserem Mietwagen, der das Erkunden der Insel ungemein erleichterte, direkt zum ersten Highlight, der Manjanggul gestartet. Sie ist knapp 9km lang und gehört zum Geomunoreum Lavaröhren Netz, das zu den längsten der Welt zählt. Die Räume der Höhle sind zwischen 5 und 20 Metern breit und meist ebenso hoch oder höher. Tiere findet man auf dem ersten Kilometer, der für uns Touristen zugänglich ist jedoch nicht, da der unebene und feuchte Lavaboden und die Besonderheiten der Wände relativ gut ausgeleuchtet sind. Im Gegensatz zur schwül-heißen Außentemperatur herrschen in der Höhle ganzjährig angenehme Temperaturen mit einer Durchschnittstemperatur von 11 Grad.
Seongsam Ilchulbong
Im Anschluss ging es über gut ausgebaute Straßen – mit einer Höchstgeschwindigkeit von 70km/h – weiter in Richtung Südosten der Insel zum nächsten Highlight. Unsere Gespräche wurden dabei immer wieder vom allzeit aktiven Navigationssystem unterbrochen, das lautstark und beständig die kilometergenaue Einhaltung der Geschwindigkeit überwachte, vor Temposchwellen warnte und auch ansonsten äußerst kommunikativ und mitteilsam war.
Der erloschene Seongsan Ilchulbong gleicht einem Anhängsel des Ortes Seongsan, steigt an dessen Ende knapp 200m steil auf und ist ansonsten vom Meer umgeben. Der Krater ist fast 90m tief und besitzt einen Durchmesser von 450m. Seit dem Jahr 2007 tragen der Krater und die Höhle den Titel UNESCO-Weltkulturerbe. Der steile Aufstieg erfolgt überwiegend über steinerne und hölzerne Treppenstufen und von der Aussichtsplattform erblickt man ein unendliches Grün im Krater und hat eine beeindruckende Sicht.
Wasserfälle in Seogwipo
Nach einer Nacht im Süden der Insel besuchten wir am nächsten Morgen den Jeongbang Pokpo. Einen Wasserfall von ca. 23m Höhe, dessen Wasser in ein Becken stürzt, das unmittelbar danach ins offene Meer mündet.
Außerdem gibt es hier noch zwei weitere Wasserfälle in der Nähe, von denen wir uns auch den Chenjeyeon Pokpo anschauten. Dieser besteht eigentlich aus drei aufeinanderfolgenden Wasserfällen in unterschiedlicher Höhe, die erneut wieder durch unzählige Stufen erreicht werden können.
Wie viele Orte der Insel ist auch dieser mit einer Legende verknüpft, die davon berichtet, dass sieben himmlische Nymphen nachts hinabgestiegen sein sollen, um im Mondschein im Teich des Himmelskaisers ein Bad zu nehmen. Ein Bad am 15. Tag des siebten Monats in diesem Teich soll von allen erdenklichen Wehwehchen kurieren, allerdings ist das Baden nicht mehr gestattet.
Sangumburi Oreum
Der erloschene Sangumburi Oreum ist ein weiterer Vulkankrater der mit dem größten Vulkan der Insel – dem erloschenen Halasan – verbunden ist. Er ist der zweitgrößte Vulkan der Insel, 132m tief und besitzt einen Durchmesser von 650m. Auf dem Weg zum Kraterrand müssen diesmal jedoch kaum Höhenmeter überwunden werden, da der Kraterrand fast ebenerdig ist. Er ist das einzige südkoreanische Maar, eine trichter- oder schüsselförmige Mulde, die durch Wasserdampfexplosionen gebildet wurde. In Deutschland findet sich diese besondere Form häufig in der Vulkaneifel.
Lässt man den Blick vom Kraterrand über den Trichter schweifen, wirkt der Krater wie ein kreisrundes Fußballstadion, das von einer Vielzahl an Bäumen und somit einer dichten Vegetation gefüllt wird. Um das Maar zu schützen, ist es auch hier nicht möglich, den Krater selbst zu betreten.
Von hier aus kann man auch wunderbar in die Ferne blicken und viele weitere der 359 Vulkane der Insel sehen, insbesondere der alle überragende 1905m hohe erloschene Hallasan, ein Wahrzeichen der Insel, den wir aber aufgrund der Hitze und häufigem Nebel rund um den Kraterrand nicht bestiegen haben.
Yakcheonsa
Der buddhistische Tempel Yakcheonsa oder Tempel der Medizinquelle liegt wiederum im Süden der Insel und zählt zu den beeindruckendsten Gebäuden der Insel. Dabei ist er selbst nicht besonders alt, da er erst in den 1990er-Jahren fertiggestellt wurde.
Der Name geht ebenfalls auf eine Legende zurück, in deren Zentrum die ganzjährig sprudelnde Mineralquelle steht, deren Genuss die Gesundheit wieder herstellen soll.
Die 18.000 kleinen Buddha- und Bodhisattva-Figuren im Obergeschoss und die drei großen goldenen Buddhas im Altarbereich beeindrucken während des Besuchs.
Strände auf Jeju-do
Obwohl die Insel vulkanischen Ursprungs ist, findet man eine Vielzahl einladender weißer Sandstrände auf der Insel verteilt. Sandstrand in Südkorea ist aber auch hier eng mit einem Meer aus Sonnenschirmen, großen Schwimmreifen, Schwimmwesten und langer Badebekleidung und Panorama-Schnorchelmasken verbunden. Ruhe und Idylle sucht man dabei leider vergebens, da das Baden im Meer je nach Strand auch gemütlich werden kann.
Fazit
Bei unserem Besuch der Insel Jeju-do standen eindeutig die Naturschönheiten im Vordergrund unseres Interesses und weniger die Städte und kleinen Orte der Insel. Dennoch konnten wir in Jeju-si einen beeindrucken Sonnenuntergang an der Strandpromenade erleben, den Klängen eines klassischen Sommerkonzertes in unmittelbarer Nähe lauschen und mit Seogwipo im Süden eine weitere Fischerstadt, die kaum von westlichen Touristen besucht wird und wo wenig bis kaum Englisch gesprochen wird, kennenlernen.
Insgesamt waren es erholsame Tage zum Durchatmen und Auftanken mit viel frischer und reiner Luft, einer beeindruckenden Natur und einem entspannten Feeling.
EMD Blog
Schöner Beitrag 😊
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